Aktuelle Information
Berühren und Bewirken. Polyaisthesis als Therapie? Int. Symposium der IGPE 2023
Erste Nachlese zum Polyästhetischen Symposium am 17./18.05.23 in Salzburg im Gedenken an Prof. Dr. Claus Thomas (+ 23.12.2022).
Unserem kürzlich verstorbenen Ehrenmitglied ist zu verdanken, dass die von Wolfgang Roscher initiierte „Polyästhetische Erziehung“ eine starke Affinität zu therapeutischen Aspekten entwickelte. Claus Thomas wusste aufgrund seines Studiums der Kinderheilkunde besonders detailliert um die Bedürfnisse und Nöte junger Menschen. Er entwickelte umfangreich methodische Ansätze, auf ästhetische Weise diesen Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen. Mit eigenen praktischen Realisierungen zeigte er nachvollziehbar deren Wirkung.
Was sich daraus in den immerhin mehr als 30 Jahren nach dem gleichnamigen Beitrag aus dem Jahr 1991 von Claus Thomas entwickelt hat und wie bedeutsam diese Aspekte in der gegenwärtigen seelischen Bedrängnis junger Menschen wieder erscheinen, war Gegenstand des zweitägigen Symposiums in Salzburg, am aktuellen Wirkungsort der Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung heute.
Das Symposium bildete den Abschluss der Feierlichkeiten zu „40 Jahre Internationale Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung“ in Salzburg.
Ein Ergebnisbericht folgt in Kürze.
Stand 19.05.2023
Programm und Mitwirkende im Detail:
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Wahrnehmen – Erfahren – Darstellen. Symposium 2023
Pädagogische und psychologische Betrachtungen zu ästhetischen Fragestellungen.
Die Tagung des Departments für Musikpädagogik der Universität Mozarteum Salzburg in Kooperation mit der Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung am 19./20.05.2023 war dem Andenken an Wolfgang Roscher († 2002) und Christian G. Allesch († 2022) gewidmet.
Das Programm führte in eine Auseinandersetzung mit Fragen ästhetischer Wahrnehmung in den Künsten wie darüber hinaus. Zeigten künstlerische Referenzen mehrfache Bezugnahme auf das Werk der Polyästhetischen Erziehung von Wolfgang Roscher, galten ästhetische Bezugnahmen vielfach auch der Erinnerung an den Kulturpsychologen Christian G. Allesch.
Dr. Michaela Schwarzbauer schreibt, programmverantwortlich, in der Ankündigung: "Manches, was in der Gedankenwelt des Kreises um Roscher zur Jahrhundertwende noch visionär erschien, scheint heute Teil einer selbstverständlich gelebten Praxis zu sein. Inwiefern haben neue Impulse, befördert durch Möglichkeiten der Digitalisierung sowie ein Aufweichen der Grenzen zwischen den Künsten, seit Roschers Tod 2002 in mannigfacher Form Anliegen (poly)ästhetischer Erziehung und Bildung beeinflusst und verändert?"
Details siehe Erfahren - Wahrnehmen - Darstellen - Universität Mozarteum bzw. https://www.moz.ac.at/de/veranstaltungen/2023/05/19-wahrnehmen-erfahren-darstellen
Nachruf auf Prof. em. Dr. Claus Thomas (1924-2022)
Zutiefst traurig geben wir Nachricht vom Ableben unseres Ehrenmitglieds Prof. Dr. Claus Thomas
Rezitation von Claus Thomas am Symposium 2020 in Hohnhurst. © Helge Thomas
Unser überaus geschätztes Gründungs- und Ehrenmitglied, Professor em. Dr. Claus Thomas verstarb nach langer Krankheit einen Tag vor Weihnachten, am 23. Dezember 2022.
Beseelt von der Überzeugung, die Wachheit menschlicher Sinne sei eine unverzichtbare Basis für die Erkenntnis der tieferen Sinnzusammenhänge des menschlichen Strebens, zählten sein Rat und Beistand zu den stärksten Impulsen seit Bestand der Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung, die er 1982 selbst mitbegründete.
So sehr gesundheitliche Erschwernisse unserem Ehrenmitglied zunehmend zu schaffen machten, so unbeirrbar hielt Claus Thomas an der Vermittlung und Weiterentwicklung der ‚polyaisthesis‘ fest. Als wir 2020 das Symposium an seinem Wohnort abhielten, war er noch als einer der Aktivsten dabei.
Nun sind wir mit einer schmerzlichen Zäsur konfrontiert. Seine sonore Stimme mögen wir aus der Erinnerung wachrufen, als wäre sie physisch präsent. Doch werden wir verstehen müssen, ein langes verdienstvolles Menschenleben hat sich vollendet. Ehrend zu würdigen, was sein Wirken uns über Jahrzehnte gab, steht an, sobald sich der Schleier der Bestürzung und Traurigkeit lichten wird.
Zu allererst geben wir unserem Mitgefühl mit allen Trauernden freien Lauf, mit Ute Thomas, die uns verbunden ist von Anbeginn, die nach jahrelanger, unermüdlicher Fürsorge um ihren Ehemann trauert, mit den Kindern und ihren Familien. Wir danken ihnen, dass sie über lange Zeit dazu beitrugen, dass ihr Mann und Vater bei den von ihm ersehnten künstlerischen Anlässen aktiv dabei sein konnte. Möge sie alle, wie auch die Mitglieder unserer Gesinnungsgemeinschaft trösten, dass eine oft rastlose Seele nach leidvollen Zeiten nun Ruhe gefunden hat.
Unsere wertschätzende Dankbarkeit wird mehr und mehr unsere Gedanken erfüllen, wenn wir des so umfassenden Oeuvres von Claus Thomas gedenken und seinen Lebensspuren nachgehen.
Professor Claus Thomas war Emeritus der Staatlichen Hochschule für Musik und der Universität Freiburg. Neben den Aufgaben der Lehre in Sprecherziehung, Musikpädagogik und Schauspiel sowie zu therapeutischen Ansätzen der Pädagogik ist vor allem seine verdienstvolle Leitung der Studiobühne in Erinnerung. Seit 1965 arbeitete Claus Thomas mit Wolfgang Roscher künstlerisch und wissenschaftlich zusammen. Gemeinsam gründeten sie 1982 die Internationale Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung [IGPE], deren Vizepräsident er bis 1996 war und seit 2007 deren Ehrenmitglied. Gemeinsam mit seiner Frau inszenierte und gestaltete er viele namhafte Bühnenbeiträge zu den Symposien wie auch eine Fülle inhaltlich richtungsweisender Beiträge in den Publikationen der IGPE und weit darüber hinaus. Schon zuvor war Claus Thomas Mitarbeiter vor Carl Orff. Orffs Werke zählten fortan ebenso zum Repertoire von Claus Thomas‘ Rezitationen wie jene der bedeutenden Klassiker deutscher Literatur wie Hölderlin, Rilke, Morgenstern u.a. Als Dozent an der (damals:) Hochschule Mozarteum Salzburg wirkte er am Carl-Orff-Institut und wurde mit der Verdienstmedaille der Universität Mozarteum ausgezeichnet. Sein Schaffen war vor allem interdisziplinär und umfassend polyästhetisch geprägt. Aufgrund seiner Ausbildung zum Mediziner für Kinderheilkunde wusste er therapeutische Inhalte meisterlich in künstlerische, musiktherapeutische und wahrnehmungsphysiologische Anwendungen zu transformieren. Franz von Assisis Sonnengesang, gestaltet mit vor allem jungen Menschen mit Behinderung, ist nur einer der unvergesslichen Meilensteine in Claus Thomas‘ polyästhetisch-pädagogischem Wirken. Für sein so umfassendes, spartenverbindendes Lebenswerk wurde ihm anlässlich des 90. Geburtstags das Deutsche Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Auch unter gesundheitlicher Erschwernis hielt seine anerkennende Korrespondenz mit mir als Repräsentant der Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung bis in den letzten Spätherbst. Sie war auch Beweis einer sehr tiefen persönlichen Freundschaft, deren Verlust sehr schmerzt.
In ehrender Verneigung und Dankbarkeit
Gerhard Hofbauer
Präsident der IGPE
im Namen der gesamten Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung
POLYAESTHETICA 2022-12 Basic Letter 08-de
POLYAESTHETICA 2022-12 BASIC LETTER 08
Wir berichten über:
den ‚Stand der Dinge‘
das Symposium 2022 „EROS und THANATOS“ im Rückblick
die Generalversammlung 2022 im Rückblick
das Symposium 2023 in Kooperation mit dem Departement Musikpädagogik der Universität Mozarteum in Salzburg
Neues seit der letzten polyaesthetica-Ausgabe
Zum Stand der Dinge: Manches scheint etwas verrückt
„Think positive – stay negative!“ ruft mir der Bekannte am Eingang zur Teststation in der Apotheke zu. Das soziale Klima in Salzburg, der überlaufene Christkindlmarkt, Schnäppchenjagd in den Stores, ließe sich wohl gut mit „Aufholjagd“ umschreiben, wären da nicht tausende von Touristen, die nur stehen, schauen und staunen, was plötzlich wieder alles üppig aus allen Läden quillt. Vielleicht holen sie auch versäumte, vermisste Eindrücke auf.
Unsere Älteren brauchen ganz andere Hilfen, nämlich Menschen, die ihr Lebenstempo an sie eine Zeit lang angleichen, sich ihnen zuwenden und für sie dadurch wahrnehmbar werden, auf dass Mitteilsamkeit geschehen kann. Als wir die letzten drei Wochen je an einem Abend der Woche mit Betreuten des Salzburger Malteser Hospitaldienstes Advent- und Weihnachtslieder sangen, waren das ebensolche Stunden der Muße.
Mit der Formulierung „manches scheint etwas verrückt“ meine ich, dass Etliches an Gepflogenheiten, das ins Driften, in eine Schwebe geriet, ver-rückt wurde, dabei ist, sich neu zu verorten. Diese Veränderungen bewirken eine intensivierte Wachsamkeit. Wir müssen neu „e-valuieren“ welchen Dingen, Handlungen und Interaktionen wir Aufmerksamkeit, Zeit und Raum geben.
Ich sehe diesen Aufbruch als eine Herausforderung an ‚aisthesis‘, an ‚poly-aisthesis‘ an den Begegnungsorten der Natur, der Künste, des gesellschaftlichen Lebens, an neuen Stellen der Verortung. Polyästhetische Bildung will konkret die Fähigkeiten dafür bilden und stärken. Greifen wir die Herausforderung auf!
IGPE-Vize-Präsident Dietmar Jürgens wählte für unsere Weihnachtsendung eine Stelle aus dem Thomas-Evangelium und Korintherbrief aus: „Ich werde Euch etwas geben, das kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, das keine Hand berührt hat und das keinem Menschen in den Sinn gekommen ist.“
Die entsprechende Kraft, Muße, sinnliche Wachheit und die Zuversicht, im zunächst Neuen und Unvertrauten die Spuren für neue Sinnbezüge, für ein sinnerfülltes Leben zu finden, wünschen wir allen für die christlichen Festtage und ganz besonders fürs neue Jahr!
Gerhard Hofbauer,
im Namen des Vorstands
Hier finden Sie die weiteren Punkte:
Das Symposium 2022 „EROS und 2022 in Salzburg
Meinte jemand, das sei auch etwas verrückt gewesen, stimmte ich mit Freude zu. Es war ziemlich außergewöhnlich. Wer thematisiert, problematisiert schon so deutlich Leben und Tod? Und dass wir unsere Verortungen dreimal ver-rückten, vom Kreativlabor der Fabrik in den ausgeglichen stilvollen Saal von Schloss Frohnburg, ins ultra-moderne Ambiente des Museums der Moderne und schließlich in die familäre Begegnungszone im Stammhaus der IGPE, ergab ein stets agiles, sich wandelndes Flair. Passend dazu Hans Martin Ritters Monodram „Müllers Winterreise“, als permanente, dramatische Ortssuche, wo das Leben Sinn gebe. Wir arbeiten an der Dokumentation dieser, als besonders gelungen rückgemeldeten Veranstaltung.
Die Generalversammlung 2022 im Rückblick
Der formelle Anlass gelang klar, straff und konstruktiv. Der Vorstand wurde mit eindeutiger Zustimmung wiedergewählt, Hans Martin Ritter kam dazu. Die Finanzen sichern den Fortbestand und schon im Mai 2023 folgt die nächste Veranstaltung. Mitglieder konnten das im Protokoll lesen, so sie nicht sogar mitwirkend vor Ort dabei waren.
Das Symposium 2023 in Kooperation mit dem Departement Musikpädagogik der Universität Mozarteum
Das nächste Symposium vom 19. bis 20.05.2023 trägt den Titel „Wahrnehmen – Erfahren – Darstellen. Pädagogische und psychologische Betrachtungen zu ästhetischen Fragestellungen“. Die Veranstaltung wird im Wesentlichen von Michaela Schwarzbauer seitens des Mozarteum koordiniert und ist, wie unser Symposium 2022, dem Andenken an Wolfgang Roscher († 2002) und Christian G. Allesch († 2022) gewidmet. Details folgen in Kürze auf www.paeb.org
Neues seit der letzten polyaesthetica-Ausgabe:
Etliche unserer Adressaten schufen mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden die Basis, dass wir unsere Aktivitäten trotz Ausfalls öffentlicher Subvention bewältigten. Etwas Unterstützung kam auch von der Salzburger Sparkasse und vom Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs. Allen herzlichen Dank.
Unsere Einbindung in den „Song-Contest Musik macht Mut“ der Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg führte nicht nur zur Mitwirkung einiger Gruppen daraus am Symposium sondern zu ganz herzlichen Begegnungen mit beispielhaften Pädagog*innen und Jugendlichen im Praxisfeld ästhetischer Bildung.
EROS und THANATOS. Symposium 2022 im Rückblick
Historische und aktuelle (poly-) ästhetische Annäherungen zu existentiellen Erfahrungen
Die Internationale Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung (IGPE) in Kooperation mit der Universität Mozarteum Salzburg, mit dem Museum der Moderne Salzburg und dem Kulturprogramm von Hans Schmidt „Fabrik BBK600“ anlässlich 40 Jahre IGPE sowie in memoriam ihres Gründers Wolfgang Roscher (+2002) und des Salzburger Kulturpsychologen Christian G. Allesch (+2022).
Betroffen und berührt von den pandemischen und kriegerischen Ereignissen und besorgt um die eigene Zukunft verspüren viele Menschen eine Sehnsucht nach einem sensibleren Bewusstsein für existentielle Fragen. Als eine Art "ästhetische Antwort" veranstaltete die Internationale Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung [IGPE] anlässlich ihres 40 -jährigen Bestandes ein Symposium in Salzburg.
Das Symposium „Eros und Thanatos“ thematisierte die Phänomene des „Berührt-Werdens“ und der existentiellen Ergriffenheit aus Perspektiven der sinnlichen Wahrnehmung. Besonders in Situationen künstlerisch-kreativen Gestaltens entsteht jene leib‑seelische Erfahrung, die den Menschen nachhaltig stärkt.
Das Programm führte in die verschiedenen Dimensionen der Polyästhetik, mit Beiträgen aus Musik, den Bildenden Künsten und der Videokunst, aus Tanz, Theater und Poesie, von Schülerperformances bis zu hochschulischer Expertise. Teilnehmer:innen aus Japan und mehreren europäischen Ländern ermöglichten die interkulturelle Reflexion des Themas. Eine Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg bezog die außergewöhnliche Ausstellung des amerikanischen Videokünstlers Bill Viola ins Programm ein. Die abschließende Generalversammlung bestätigte die Arbeitserfolge des Vorstands der Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung und setzt mit dessen Wiederwahl auf Kontinuität. Neu in den Vorstand berufen wurde der Berliner Schauspieler, Theater- und Musikpädagoge Prof. Hans Martin Ritter.
Für weiterführende Information wenden Sie sich an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Nachlese -> Programm -> abstracts, papers, biografische Angaben zu den Mitwirkenden
Ideen-Pool zum Thema "In den Künsten zeigen, wie Natur berührt"
Wie lässt sich künstlerisch-kreativ darstellen, "wie Natur berührt" ? 30 exemplarische Beispiele stehen in diesem Pool als Ideenspender zur Verfügung. Auf Anfrage erzählen wir gern mehr darüber und interessieren uns für Ihre Ideen und Beiträge.
- Wir erweitern den Pool sukzessive um weitere Ideen sowie um Verlinkungen zu weiteren Quellen und Materialien.
- Wir werden die Reihung immer wieder umgrupperien, weil wir die Erfahrung teilen, dass oftmals nur die ersten Beiträge gelesen werden.
- Die Ideen sollen diskutiert und kommentiert werden. Wir freuen uns auf einen lebendigen Ideen- und Erfahrungsaustausch.
- Denen, die selbst Ideen umsetzen wollen, stehen wir nach unseren Möglichkeiten gern mit Rat und Tat bei.
Kinder und Jugendliche komponierten Songs über ihre Sorgen, Probleme und sehnliche Wünsche. Aus den bewegenden Einsendungen des Wettbewerbs der Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg präsentieren einige ihr Lied am Symposium am 08.10.22 ab 09:10 Uhr, live in der Salzburger Frohnburg, auch über ZOOM. Alles Weitere auf www.paeb.org . Nacheiferer unterstützen wir fachlich und organisatorisch gern bestmöglich!
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Schulklasse pflanzte Erdäpfel im Fernsehgarten
Die 2a der Montessori Volkschule Salzburg Nonntal setzte im Mai 2022 gemeinsam mit Biogärtner Karl Ploberger und der Unterstützung der Salzburger Gärtner- und Gemüsebauern ihre eigenen Erdäpfel im ORF Fernsehgarten. Am 16.09. wurde geerntet, begleitet von einer Lesung einer Literatin vor Ort. (https://salzburg.orf.at/tv/stories/3154238/) Wir vermuten nun besonders viele attraktive Geschichten in den Köpfen der Kinder. Die wünschten wir uns genauso an die Oberfläche befördert wie die Erdäpfel… Als „dystopisch, sehr verstörend, und trotzdem voller liebevoller Betrachtungen des Lebens, der Natur“ charakterisiert Christiane Lutz am 3.9.22 in der SZ das Buch „Die Wand“ von Marlen Haushofer (1963) anlässlich einer Rezension der gleichnamigen, aktuellen Produktion am Schauspiel Essen im „Virtual-Reality-Format“. Solches bedeutet nämlich, das Medium wird Interessenten samt VR-Brille für einen gebuchten Termin in häusliche Obhut überlassen, zum immersiven 360o-virtuellen Erlebnis im Wohnzimmer. Der Plot zeigt eine plötzlich in einer Ferienhütte im Wald abgeschotteten Frau in ihrem Überlebens- und alsdann pragmatischen Lebenshandeln, „immer mehr von der Natur verschlungen“. Eine großartige Geschichte zum Nachspielen und Selbst-Inszenieren, meinen wir.
Quelle: Süddeutsche Zeitung, online, 02.09.2022, Virtual-Reality-Theater Überleben in 360 Grad. www.sueddeutsche.de Foto: collective archievs.- "Der Natur ihren Raum geben" postet das consumer-orientierte lifestyle-Magazin falstaff [www.falstaff.at] zu dessen August-Ausgabe. "Natur ist mittlerweile zu einem wichtigen Bestandteil in unserem Leben avanciert..." heißt es ebenda. Das "mittlerweile" überrascht uns in der Tat. Endlich kommt sie auch hier an? Individuelle Antworten, künstlerisch gestaltend vermittelt, erwünschten wir von jenen Jugendlichen, die sich konsumkritisch mit diesem Zugang auseinandersetzen und uns sagen, wie sie ich wünschten, "von Natur berührt" zu werden.
Die Publikation der OECD "Trends Shaping Education 2022" propagiert neue Bildungstrends der menschlichen Beziehung zu "Natur": "Our changing nature, highlights the intertwined societal and environmental processes that shape human well-being, from food production and eating to digital communications and face-to-face relations. We must find a new relationship between innovation and progress, what is technologically possible and our societal and planetary needs. Climate change has given us an imperative; ongoing advances in physical, cognitive and emotional enhancement further raise fundamental questions about what it means to be human." Die Details zu diesen innovativen Ansätzen finden Sie unter
Executive Summary | Trends Shaping Education 2022 | OECD iLibrary (oecd-ilibrary.org) Aus einer Begegnung mit der Physikerin (!) Ille C. Gebeshuber entstand ein inspirierender Dialog. Ihr Fachgebiet Bionik bedeutet "das Lernen von der belebten Natur für Anwendungen in Naturwissenschaft, Technologie, Architektur und Kunst" (S. 37). Ihre Entdeckung bestimmter Kieselalgen verdankt sie z.B. den zunächst verfluchten, dann gepriesenen Wasserschnecken, die alles andere im Aquarium auffraßen (S. 44-48). Gebeshubers Spuren zu folgen hat viele solcher Überraschungen. Modernste Technologieentwickler sind ihre begeisterten Abnehmer. Innovativer geht's kaum. Ganz besonders lege ich Gebeshubers Forschungszugang "Innovision" ans Herz: Genau schauen - sich Zeit lassen - und das "3D"-Prinzip "discover - determine - design". Das eröffnet die Welten ästhetischer Annäherung. Und wer das künstlerisch darstellt, ist ganz von mit dabei.
Wir stellen gern den Kontakt zu I.C. Gebeshuber her. Zitate aus 2016, Wo die Maschine wachsen. Wie Lösungen aus dem Dschungel unser Leben verändern werden. Wien: Ecowin bei Red Bull Media House, Wals, Salzburg.
Mag.a Alrun Pacher arbeitet künstlerisch mit Kindern und Jugendlichen zu "Klang und Farbe". Dabei verbindet die nicht nur die beiden künstlerischen Ausdrucksmedien sondern thematisiert Beziehungen zwischen Wahrnehmungen und Eindrücken der Welt- und Naturbegegnung und den Möglichkeiten künstlerischer Verarbeitung. Die Reflexion der Werke von Paul Klee spielt dabei eine besondere Rolle. Der Beitrag wurde beim Int. Polyaisthesis Symposium 2020 präsentiert und liegt schriftlich vor.
Gerhard Laber experimentierte in einem naturbelassenen, höhlenförmigen Wassergerinne des Parks in Salzburg-Aigen mit den naturgegebenen Klängen und Effekten. Er spielte korrespondierend dazu Klänge ein, zu deren Strukturierung er sich von den dichterischen Formen japanischer Haikus beeinflussen ließ. Die Ergebnisse wurden beim Int. Polyaisthesis Symposium 2020 präsentiert und liegen als Videobeiträge vor.
DDr. Dietmar Jürgens, Prof. für Ästhetische Bildung, führte im Studienjahr an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen in Köln ein Seminar mit dem Titel "Natur als Ort der ästhetischen Bildung". In seiner Zusammenfassung präsentierte er am Int. Polyaisthesis Symposium 2020 die divergenten Erfahrungsorte, die seine Studierenden ausgemacht hatten. Für weitere Projekte können wir diese Erfahrungen zur Verfügung stellen und freuen uns, weitere Orte gesammelt und erkundet zu wissen...
Die pandemiebedingt verordnete gesellschaftliche Distanz nimmt der Wiener Maler, Komponist und Performancekünstler Wolfgang Seierl zum Anlass seiner Bilderserie, die er unter dem, aus dem Japanischen abgeleiteten Titel „Manuke“ am Int. Polyaisthesis Symposium 2020 präsentierte. Seine Arbeiten problematisieren zwischenmenschliche Nähe und Distanz, auch als Reflexion inhaltsverwandter philosophischer Texte. Wir können den Kontakt herstellen und weitere Einblicke verfügbar machen.
Dr. Masayuki Nakaji, Prof. für Musikpädagogik an der Gakugej-University Tokyo, untersuchte japanische Kinderliedtexte auf ihren Zusammenhang mit Natur. Der ästhetische Einbezug der Naturereignisse ist für die japanische Kulturtradition eine Selbstverständlichkeit. Aber empfinden das moderne japanische Jugendliche auch so? - Und wie gehen europäische Jugendliche damit um, fragt Prof. Nakaji. Vielleicht bekommen wir eine Antwort über neue Projekte? Wir stellen jedenfalls die Kommunikation mit Tokyo her.
Der Idee, den Anblick der Erde aus der Perspektive von Astronaut*innen für interdisziplinäre Bildungszusammenhänge fruchtbar zu machen, geht der Religionspädagoge und Medienwissenschaftler Ulrich Kumher nach. Bei seinem Projekt setzen Schüler*innen diesen Anblick künstlerisch um und machen damit auf verschiedene Möglichkeiten dieser Perspektive aufmerksam. … Wir stellen gern die Grafikvorlage in Originalgröße sowie weitere Informationen zur Verfügung und knüpfen Kontakte ...
Visual Literacy ist das Forschungsgebiet von Univ. Prof. Dr. Andrea Kárpáti an der Corvinius Universität Budapest. Im Int. Polyaisthesis Symposium 2020 präsentierte sie Reflexionen von Naturwahrnehmung und -erfahrung durch Roma-Jugendliche und Künstler*innen. Die tiefere, eingehende Befassung mit deren künstlerischen Darstellungen öffnet neue, positiv geleitete Zugänge. Das schafft neue Perspektiven für interkulturelle Begegnungen - auch andernorts als in Ungarn. Eine Fülle künstlerischer Beispiele steht bereit.
"Expressive Arts" nennt sich das Konzept ästhetischer Ausbildung an der European Graduate School mit Hauptsitz in Saas Fee im Schweizerischen Wallis. Ursprünglich mit kunsttherapeutischem Ansatz gegründet, befasst sich Expressive Arts heute mit den grundsätzlichen Möglichkeiten, die Gefühlslagen, die seelischen Bedürfnisse und Sehnsüchte des Menschen durch künstlerisches Handeln auszudrücken, sie auf verschiedenste Art in künstlerischen Ausdruck zu transformieren. Dass die Beziehung zur Natur dabei einen wesentlichen Inhalt darstellt, versteht sich von selbst. Aber die Vielfalt der künstlerischen Umsetzungen macht die Sache interessant. Wir stellen dazu die Verbindung zu Barbara Hielscher-Witte, Direktorin des Expressive Arts Institutes Berlin her und können auch selbst Weiteres dazu berichten.
Prof. Dr. Joachim Bauer schreibt im Buch "Fühlen, was die Welt fühlt. Die Bedeutung der Empathie für das Überleben von Menschheit und Natur": "Leider scheint sich der moderne Mensch im gleichen Maße, in dem Objekte wie das Handy inzwischen zu einem Teil seines Selbst geworden sind, von der inneren Verbundenheit mit der Natur abgeschnitten zu haben." (2020, 28) Polyästhetische Bildung nahm den Kontakt zu Prof. Bauer auf. Daraus ergeben sich zwei Handlungsansätze: Wie lässt sich "innere Verbundenheit mit der Natur" künstlerisch ausdrücken? Und wie lässt sich künstlerisch ausdrücken, von ihr abgeschnitten zu sein? Auch die nächsten drei Ideen beziehen sich auf "Fühlen, was die Welt fühlt." von Joachim Bauer.
- Wo endet unsere "eigene Natur"? Nicht an den Grenzen unserer Haut, folgt man Joachim Bauers Ausführungen (a.a.O., 28). Smart-Phones, Accounts in Social Media sind Teil unseres "Extended Self". Das gibt ein interessantes Spielfeld für die Bildenden Künste, für den Tanz und die Schauspielkunst!
- Die ersten Feste des Menschen waren "Feste in der Natur, mit der Natur und für die Natur", erinnert Joachim Bauer und meint, "Über die Gründe, warum die am Abgrund stehende Natur und die Gefühle, die wir dabei empfinden, im Bereich der zeitgenössischen Kultur, der Musik, im Theater, in Gedichten oder Romanen unserer Tage kaum vorkommen, kann man nur spekulieren." (a.a.O., 142) Künstlerisch-kreativ spekulieren, das liegt jungen Leuten, meinen wir und rufen dazu auf.
- "Wir sind aufgerufen, uns in unserer inneren Haltung und mit unserem Verhalten gegenüber der Natur neu aufzustellen. Die Natur ist für den Menschen nicht nur ein Lebensraum, sie kann ihm als eine gewaltige medizinische und soziale Ressource dienen. Menschliche Gesundheit, gutes menschliches Zusammenleben und die Bewahrung der Natur stehen in einem Dreiecksverhältnis der Gegenseitigkeit“, fasst Joachim Bauer zusammen (a.a.O., 150). Wie lässt sich diese Botschaft künstlerisch-kreativ ausdrücken?
Sophie Goltz gab im ORF-Interview einen Einblick in die Arbeit an der Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg. Unter anderem in die Auswahl des Materials im Freiluft-Atelier Steinbruch am Untersberg, in die vorsorgliche Auswahl der Form der Materials je nach Intention, welche Skulpturen entstehen sollen und vieles mehr. Polyästhetische Bildung nahm den Kontakt zu Direktorin Sophie Goltz auf, um künstlerische Ideen für die Projekte Jugendlicher im Rahmen "In den Künsten zeigen, wie Natur berührt" zu sammeln.
Die Künstlergruppe SUPERFLUX hat im Wiener MAK 100 verkohlte Bäume und im Inneren des Gevierts eine grün sprießende Pflanzeninsel installiert. Im ORF-Bericht -> Beispiel Superflux: Die Klimafrage als Erlebnis - news.ORF.at lesen wir als Botschaft von SUPERFLUX: „Wir müssen uns selbst und die Art, wie wir die Natur sehen, komplett ändern“. - Ja, stimmt. Der Satz "verkohlte Bäume liegen jenseits von Wahrscheinlichkeiten" aus dem Bericht wäre mittlerweile bitte auch zu widerrufen. Vielleicht hat die Natur wenigstens im Museum noch Überlebenschancen? - Wir gratulieren zu diesem Anstoß und laden ein, dem kreativ nachzueifern.[Wir sind in Kontakt mit SUPERFLUX und verfügen auch über weitere Bilder. Hier der Link zur -> Ausstellung im MAK]
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Netz des Lebens – Kreisläufe – Sonnenenergie, als Impulse für künstlerische Ideen und Ausdruck.
Fritjof Capra prägte den Begriff „Ecoliteracy“. Natur arbeite nach den drei Grundprinzipien Vernetzung, Wiederverwertung und Abhängigkeit von Sonnenenergie. Der Benediktinermönch und Mystiker David Steindl-Rast zitiert den Physiker und Systemtheoretiker: „Die grundlegende Organisationsgestalt des Lebens ist das Netzwerk. Materie kreist beständig durch das Netz des Lebens. Alle ökologischen Kreisläufe werden durch … Sonnenenergie aufrechterhalten.“
Darauf folgert Steindl-Rast: „Im Sinn von Ecoliteracy ökobewusst werden, ist heute die dringendste Aufgabe für die Menschheit. Unser Überleben als Spezies hängt davon ab, dass wir uns für die Gestaltung unsrer Gemeinschaften, unsrer sozialen Einrichtungen und unsrer Technologien die Natur zum Vorbild nehmen. Das Training unseres Ökobewusstseins wird uns zunächst intellektuelle Einsichten vermitteln, muss aber auch unsren Willen und unsre Emotionen einbeziehen. Das erfordert, dass wir uns über die Natur und ihre Lebensprinzipien gut informieren. Informationen müssen jedoch zum Handeln führen, und dies kann nur durchwilligen und entschlossenen persönlichen Einsatz erreicht werden. […] Persönliches und gesellschaftliches Leben kann nur gedeihen, wenn es sich einstimmt auf die Harmonie des Lebens und der Natur – die Alternative ist Selbstzerstörung.“ (Steindl-Rast, David: Orientierung finden. Schlüsselworte für ein erfülltes Leben. Innsbruck, 2021, S. 50 f.)
Dem "Erfahrbaren Atem" als natürlichem Phänomen nachspüren helfen die atemtherapeutischen Übungen von Ingrid Sitzenstuhl. Aufbauend auf die Atemschule nach Ilse Middendorf leitet die Atemtherapeutin zu tieferer Selbsterfahrung an. Wir waren beim Workshop am Int. Polyaisthesis Symposium 2020 dabei und können weiterführende Information geben und den Kontakt herstellen.
- Im September-Newsletter beschreibt Manu Delago sein jüngstes Projekt: "When I decided to make an album incorporating the sound of our environment, it was pretty clear that I had to include the mighty element of water. I started by experimenting with various water percussion sounds recorded with an underwater microphone but I soon realised that the track needed a visual component as well, so I invited the choreographer Cornelia Voglmayr to work on ‘Liquid Hands’ with me. Our aim was to create a musical interplay between nature and humans in which the sound of water is featured but also visibly compelling."
Delagos kurzes -> Video "Liquid Hands" mag inspirieren. Wir denken, dass die kreative Gestaltung von "Wassermusiken" ein sehr ergiebiges Feld ist. Dabei die Muster von Klanguntermalung verlassen und eine "liquide" Klangwelt zu schaffen, macht die Sache richtig reizvoll, wie auch bereits Gerhard Laber im oben angeführten Beitrag zeigte. - Wir sind in einen interessanten Dialog mit Professor Walter Ötsch eingestiegen. Der u.a. an der deutschen Cusanus-Hochschule lehrende Ökonom beforscht aktuell Fragen der Imagination aus aktueller wie aus historischer Sicht. Wie nahmen die Menschen des frühen Mittelalters die Welt wahr? Welche Berührtheit von Natur sich damit verbindet, hoffen wir bald berichten zu können. Spannend klingt es schon jetzt.
Die Grenzverläufe zwischen bäuerlicher Naturkonfrontation und landwirtschaftlicher Kulturarbeit thematisiert die Klarinettistin und Perfomerin Barbara Maria Neu in ihrem Projekt "Stalltänze". Daraus entstehen dialogische Korrespondenzen zwischen künstlerischen Klangaktionen und "natürlichem Verhalten" des gewählten Umfelds. Zurzeit wird die Performance am BORG Mittersill im Rahmen des Komponist*innenforums gezeigt. Ein kurzes -> Bühnenvideo und ein -> Trailer sind über ihre -> Webseite/Stalltänze aufrufbar.
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Künstlerisch auszudrücken, wie Natur berührt, könnte bedeuten, die Verwundungen und Verletzungen der natürlichen Verbindung von Mensch und Natur sichtbar, hörbar und fühlbar zu machen. Ihre Gesundung als Überlebensfrage zu artikulieren, darauf brachte mich die Begegnung mit Katharina Reich:
Resilienz heiße, an Hürden zu wachsen, weiß Katharina Reich aus Widerfahrnissen ihres eigenen Lebens sehr authentisch zu schildern. Alle tragen Resilienz in sich, nur sei das in Krisenmomenten nicht so klar1). Dabei gehe es auch um „embodiment“, um die Achtsamkeit gegenüber der Verbundenheit des eigenen Leibes mit dem seelischen Befinden. Als „Transformationskuratorin“ begleitet sie diese Prozesse.
Kunst sei eine Möglichkeit, sich anders auszudrücken2), betont die transdisziplinär arbeitende Konzeptkünstlerin3).
1), 2) Interview mit Anita Pitsch, 22:00, Folge 21 - Katharina Reich - von der Architektin und Kunstschaffenden zur Transformations-Kuratorin (stationista.com), Aufruf zuletzt 2021-09-25.
3) https://www.katharinareich.com/about/, Aufruf zuletzt 2021-09-25
Portraitfoto: Clemens Kneringer; Grafik: K. Reich. Das Künstlerkollektiv NUKLEUS aus Chur thematisiert in der „Performance mit Live-Gesang EXTINCTION LAMENTO“ das Artensterben in der Natur. Durch eine Art Poesie künstlerischer Bewegung und Gestik erlebt sich das räumlich integrierte Publikum mehr und mehr als Zeuge des Show-down. Die, das Geschehen begleitende Klangkulisse verdeutlicht die Permanenz unausweichlichen Voranschreitens – ein Klagelied „sans paroles“. Die verlassenen Bühnensitzpolster gleichen am Ende einem Gräberfeld …“ (G.H. nach der Aufführung im Roxy-Theater, 29.10.21, Basel)
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Um die Begriffe Hör-Architektur, Klang-Architektur, Architekturmusik kreist das musikalisch-architektonische Kunstprojekt „HAUS“ des „studio-klangraum“. Der Dreiteiler im Architekturzentrum Basel (ent-)führte jede/n der „HAUS-Gäste“, auch mich, in eine individuelle Klang-Sitzung bei geschlossenen Augen auf einem sanft rotierenden Drehstuhl, umgeben von einer privat-sensiblen vokalen und elektronischen Performance einer Sängerin oder eines Sängers. Als Zweites sitzen und lauschen alle im Vorraum zu den live bespielten umgebenden Räumen deren „Raumklängen“. Die dritte Session führt alle in ein virtuell und holographisch inszeniertes Klang-Raum-Ganzes mit immersiver Wirkung. G.H. ging nach der Performance (30.10.21) mit ganz anders gespreizten Ohren durch die Basler Altstadt, der eigenen Sicherheit zuliebe jedoch offenen Auges…
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Über „Atmosphären der Stille“ schreibt die Musikpädagogin Julia Jung in der Ausgabe 90/21 der Fachzeitschrift Diskussion Musikpädagogik. Das „Erforschende Belauschen der Natur“ nennt sie als eine der Veranlassungen, Stille-Übungen in ihren Unterricht einzubauen. Trefflich weist Jung auf die vielen ‚unerhörten‘ Soundscapes hin, die sich daraufhin den Lauschenden eröffnen. „Lauschen, Schauen, Bilden“ war schon 1994 eine verwandte Publikation der Polyästhetik. Daran war auch Christian G. Allesch beteiligt, den Jung ausführlich zitiert. Und mit den Naturszenen-Videos von Gerhard Laber in diesem pool können wir auch sofort einige Soundscapes beitragen…
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Mit einer Erinnerung an seine Performance mit eigenen Werken beim Symposium 2020 schildert der Schauspieler, Dichter, Theater- und Musikpädagoge Hans Martin Ritter seinen kunstschöpferischen Weg durch die Enge der Virusblockaden:
Die andauernde Corona-Pandemie schränkte den Wirkungsradius ein. So war das Haus als Ort der Selbstumkreisungen und die Familienwelt überwiegend das Ereignisfeld: im Haus vor allem wieder das Klavierspiel – für mich und vor mich hin und in kleinen Hauskonzerten – den Spuren der Romantik folgend: Schumann und seiner „szenischen Musik“, Schubert, Chopin, Brahms und Debussy, auch ein Mozart-Sonaten-Programm war dabei. Und immer wieder Duo-Musik mit Monikas Querflöte – u.a. Bach, Schuberts Variationen über die Blümlein, die Arpeggione, Fauré, auch hier Schumann und natürlich Bach. Daneben ist der Umgang mit eigener Lyrik ein freundlicher Konkurrent des täglichen Klavierspiels. In meinen Gedichten finde ich zentrale Lebensmomente und -bilder wieder, kann sie aussprechen und auf diese Weise neu erfahren, werde auch weiter Möglichkeiten suchen, sie anderen vorzustellen, wie ich das mit dem Programm natur – wie sie in uns und durch uns spricht schon getan habe.
Wir geben diesen Bericht gern weiter, in der Hoffnung, es mögen Weitere so herzhaft mit ihrem schöpferischen Überleben aus den Schatten der Distanz heraustreten und uns teilhaben lassen.
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Einen geschichtlichen Kontext entdeckten wir in den Nachforschungen über den Urheber und Gründer des "Kindergartens", Friedrich Fröbel . Er prägte die Erziehungsform um 1840 in folgender Absicht: „Wie in einem Garten unter Gottes Schutz und unter der Sorgfalt erfahrener, einsichtiger Gärtner im Einklang mit der Natur, so sollen hier die edelsten Gewächse, Menschen, Kinder als Keime und Glieder der Menschheit, in Übereinstimmung mit sich, mit Gott und der Natur erzogen werden.“ (Fröbel, 1840, S. 8, zit. nach: Förster, C.; Göller, M.; Rockstein, M. Fröbel, 2017,13) Mag uns manches fremd sein, die Beziehungen zur Natur sind uns ein aktuelles Thema und Ziel. Von Projekt bis zur vorwissenschaftlichen Arbeit ist da "natürlich viel Luft nach oben". Wir unterstützen solche Initiativen gern.
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folgt demnächst...
Timeline zu „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“
Positionen des Projektverlaufs 2019-2022:
1) Dez. 2019: Konferenz des internationalen und interdisziplinären Rats von Expertinnen und Experten
2) September 2020: Symposium „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“
3) Sommer 2021: Videosequenzen der Studierenden der Gakugei University Tokyo
5) 17.1.2022: Virtueller Dialog zwischen Tokio und Köln
In der Konferenz des internationalen und interdisziplinären Rats von Expertinnen und Experten wird Im Dezember 2019 das Thema „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“ formuliert und definiert.
Im Symposium „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“ werden aus internationaler Sicht die Grundlagen der Thematik erörtert. In Hohnhurst bei Kehl und online zugeschaltet tagen Ende September 2020 Expertinnen und Experten. Siehe: /Veranstaltungen/Report Symposium 2020)
Die Studierenden von Dr. Masayuki Nakaji an der Gakugei University Tokyo veröffentlichen 2021 zu diesem Thema Videosequenzen mit eigenen Kompositionen und Texten.
Siehe Workout 1.
Dr. Dr. Dietmar Jürgens von der Kath. Fachhochschule Köln führt die Studentinnen und Studenten seiner Lehrveranstaltungen "Den Alltag in Szene setzen - Polyästhetik in der Sozialen Arbeit" und "Natur als Ort der Ästhetischen Bildung" in die drei Videos von Masayuki ein. Aus dem Arbeitsimpuls, sich in aller Freiheit der Wahrnehmung selbstständig mit diesen Arbeiten zu beschäftigen erwachsen ästhetische Reflexionen in Kleingruppenarbeit. Siehe Workout 2.
Im virtuellen Dialog zwischen Tokio und Köln am 17. Jänner 2022 präsentieren und diskutieren die Studierenden ihre Ausarbeitungen mit den Lehrenden und Gästen der Int. Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung. Der japanisch-deutsche Dialog gelingt bereichernd und ergebnisreich. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden wurden von Gerhard Hofbauer mittels quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Der Bericht ist fertiggestellt. Bei Interesse kontaktieren Sie uns gern. Kurzreport siehe Workout 3.
Eine Gesamtdokumentation ist in Planung.
Workout 1 (Tokio): In den Künsten zeigen, wie Natur berührt.
WORKOUT 1 zu "In den Künsten zeigen, wie Natur berührt" führt durch die Ergebnisse der Studierenden an der japanischen Universität Gakugei in Tokio. Genießen Sie diesen Workout aus der Perspektive der japanischen jungen Generation und senden Sie uns gern Ihre Eindrücke.
Für die Bild- und Textrechte zeichnen die Autor*innen verantwortlich. Bildeinblendungen sind deren Bildzitate. Die Übertragung ins Deutsche besorgten Masayuki Nakaji und Gerhard Hofbauer.
Die, auf diesen Workout reflektierenden Medienproduktionen der Studierenden der Fachhochschule Köln finden Sie unter WORKOUT 2, die Analyse der Reaktionen darauf unter WORKOUT 3.
„In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“
Drei Polyästhetische Videoproduktionen der Studierenden der Tokyo Gakugei University, 2021
Mit Bildern und Gedichten japanischer Künstler sowie Gemälden des französischen Malers Claude Monet reflektierten Studierende der Musikpädagogik bei Prof. Dr. Masayuki Nakaji der Einladung „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“ musikalisch. Sie komponierten, improvisierten und musizierten und schufen drei Videofilme. Damit beteiligen sie sich am Projekt, zu dem „Polyästhetische Bildung International“ [ www.paeb.org ] kulturübergreifend eingeladen hatte. Mit Studierenden der deutschen Fachhochschule Köln tauschen sie ihre Erfahrungen zum Thema aus.
Produktion A (葛飾北斎の木版画による富嶽十六景)
Szenen des Fuji-Yama nach Holzschnitten von Hokusai Katsushika
Hokusai Katsushika (葛飾北斎 1760-1849) ist einer der bekanntesten japanischen Holzschnitzer. Seine Werke hatten bedeutenden Einfluss auf impressionistische Maler Europas. Vier Studierende verwendeten europäische Instrumente, um zu 16 Motiven seiner Holzschnitt-Serie über den Fuji-Yama, den heiligen Berg Japans, musikalische Szenen zu schaffen.
Produktion B (クロード・モネ「睡蓮」への4つのオマージュ)
Hommage an Claude Monet zu Bildern der Serie „Nympheas“ – „Seerosen“
Claude Monet war sowohl von Hokusai als von der japanischen Holzschnitzkunst generell beeinflusst. Noch mehr gäbe es zu sagen: Auch Vincent van Gogh ließ sich inspirieren und Debussy‘s Ausgabe von „La Mer“ trägt als Titelblatt ein Bild Hokusais. – Die Studierenden lassen vier, in europäischer Tonalität komponierte Musikszenen durch das traditionelle japanische Instrument “Koto 箏” interpretieren. Die Mottos der vier Sätze lauten „In der Nähe – Kühl – Ruhe – Brillant“.
Produktion C (八つの短歌による四季の情景)
Vier Jahreszeiten in acht Tankas
https://youtube.com/watch?v=V2p1V9YkYq4&feature=share
Die literarische Form Tanka ist ein japanisches Kurzgedicht von 5-7-5-7-7 Silben, viel älter als das 5-7-5-silbige Haiku. Die Studierenden wählten acht Tankas zu den vier Jahreszeiten aus. Sie stammen aus dem 7., 8. und 10. Jahrhundert. Ihre musikalische Produktion verfassten sie vokal und instrumental. Sie verwendeten sowohl traditionelle europäische und japanische als auch elektronische Instrumente. Die deutsche Textübertragung in die Silbenstruktur des Tanka erfolgte nach Vorlagen von Masayuki Nakaji durch Gerhard Hofbauer.
Die Autoren und die Entstehungszeit der nachfolgenden Gedichte:
Autoren | Entstehungszeit der Sammlungen | |
1) Tajihi no Mahito Otomaro (a) | (a) Manyohshuh (7-8 Jh.) | |
2) Ki no Tomonori (b) | (b) Kokin Waka Shuh (erste Hälfte 10. Jh.) | |
3) Ohtomo no Yakamochi (a) | (c) Gosen Waka Shuh (Mitte 10. Jh.) | |
4) Kiyohara no Hukayabu (b) | ||
5) Sarumaru Dayuh (b) | ||
6) Hunya no Asayasu (c) | ||
7) Minamoto no Muneyuki Shinnoh (b) | ||
8) anonym (a) |
1) |
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2) |
Zieh’ ich durch Nebel |
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Ein Tag im Frühling, |
wandere durch Luft voll Dunst, |
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friedvoll scheint der Sonne Licht. |
ruft die Grasmücke, |
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Kirschblüten ringsum |
ruft Frühling herbei ins Land. |
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verstreuen sich so eilend |
Frühling scheint angekommen. |
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weshalb in solcher Unruh? |
3) |
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4) |
Immer im Zimmer |
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Kurze Sommernacht, |
fortan verborgen, versteckt, |
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schon tritt die Dämmerung ein. |
blockiert ist mein Herz. |
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Wo in den Wolken |
Fort, geh hinaus und lausche. |
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bist du, Mond? – Nicht konntest du |
Schon singen die Zikaden. |
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des Westbergs Rand ergreifen? |
5) |
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6) |
Hier, in den Bergen |
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Wind auf dem Herbstfeld, |
sinkt mein Fuß Schritt um Schritt |
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den weißen Tau auf Gräsern |
tief ins Bodenlaub |
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hat er verblasen |
zarte Stimme eines Rehs |
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wie lose Perlenkugeln |
traurig umfängt mich der Herbst |
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in alle Richtung verstreut. |
7) |
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8) |
Winter im Bergdorf |
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Wickle ich den Schnee |
einsamer fühle ich mich |
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sanft um die Pflaumenblüten |
als sonst unterm Jahr. |
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heb‘ die Zweige an |
Niemand wird hierher kommen. |
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zu zeigen was entstanden – |
Sterben sogar wird das Gras |
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schmilzt sogleich das kalte Weiß. |
Für Botschaften an die jugendlichen Autor*innen verwenden Sie bitte unser Kontaktformular. Wir bemühen uns um prompte Weiterleitung.
Workout 2 (Köln) „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“ Internationaler Online-Dialog
WORKOUT 2 veröffentlicht die multi-medialen Produktionen der Studierenden der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen Köln, die auf Anregung durch die japanischen Videobeiträge zu „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“, die wir unter WORKOUT 1 veröffentlichten.
Eine kurze Zusammenfassung der Analyse der Kommentare zum WORKOUT 2 finden Sie - in Kürze - unter WORKOUT 3.
Im Jänner 2022 präsentierten die Arbeitsgruppen der Kölner Lehrveranstaltungen „Den Alltag in Szene setzen“ und „Natur als Ort der Ästhetischen Bildung“ im Rahmen einer Webex-Konferenz ihre Ergebnisse. Als Präsentationsform wählte die Mehrheit der Gruppen Kurzvideos, einige bevorzugten PowerPoint, teils als Slide-Shows. Einige sprachen zur Präsentation Texte oder einen Kommentar.
Sehen Sie gern die pdf- und mp4-Beiträge, die in der nachfolgenden Tabelle gelistet und verlinkt sind. Senden Sie gern Ihre Kommentare dazu über unser Kontaktformular.
Beiträge aus: „Übung zur Ästhetischen Bildung: Den Alltag in Szene setzen – Polyästhetik in der Sozialen Arbeit“
Titel |
Dauer Min., ca. |
zum Öffnen des Youtube oder paeb-LINKs klicken: |
Gruppe 1: „Jahreszeitenwanderung“ |
|
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Gruppe 2: „Jahreszeitenempfindung in Japan und Deutschland“ |
1:37 |
|
Gruppe 3: „Wandel der Zeiten“ |
2 |
|
Gruppe 4: „Jahreszeitenreise“ |
4:54 |
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Gruppe 5: „Puuuuuuur“ |
2:01 |
Beiträge aus: „Seminar zur Ästhetischen Bildung: Natur als Ort der Ästhetischen Bildung“
Titel |
Dauer Min., ca. |
zum Öffnen des Youtube oder paeb-LINKs klicken: |
Gruppe 6: „Natur im Wandel“ |
1:37 |
|
Gruppe 7: „Eine Reise des Lebens (damm, damm, damm)“ |
11:10 |
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Gruppe 8: „Die Natur wieder in den Alltag lassen“ |
|
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Gruppe 9: „Die vier Elemente“ |
2:38 |
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Gruppe 10: „Die fünf Jahreszeiten“ |
5 |
Veröffentlichung aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich |
Gruppe 11: „Wandelbare Schönheit“ |
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Der internationale Online-Dialog zu den Beiträgen
Nach jeder Präsentation wurden alle an der Veranstaltung teilnehmenden Personen für fünf Minuten gebeten, innezuhalten und maximal zehn Worte über den Chat der Kommunikationsplattform zum Wahrgenommenen zu kommunizieren. Alle Studierenden schrieben ihre Rückmeldetexte auch gesammelt in eine E-Mail und übermittelten sie an den Lehrveranstaltungsleiter zur anonymisierten Auswertung. (Einen kurzen Report der qualitativen Inhaltsanalyse der Rückmeldungen finden Sie - in Kürze - unter WORKOUT 3)
Der Dialog wurde von Prof. Dr. Dr. Dietmar Jürgens, Katholische Hochschule NRW, Köln, Vizepräsident der IGPE, in Kooperation mit Mag. Gerhard Hofbauer, Präs, der IGPE und Prof. Dr. Masayuki Nakaji, Gakugei University Tokyo, Mitglied des Vorstands der IGPE, vorbereitet und organisiert.
Beschlossen wurde der Dialog durch ein Statement von Prof. Dr. Anna Zembala, Mitgl. des Expertenrates der IGPE, über fortführende Projekt im Herbst 2022.
Details zur Analyse der Rückmeldungen: WORKOUT 3
Workout 3 (Salzburg) „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“ Qual.-quantit. Analyse zum Online-Dialog
Workout 3 ist ein Kurzbericht über die Inhaltsanalyse der Rückmeldungen am Online-Dialog.
Unter dem Titel „Polyästhetische Naturwahrnehmung online?“ analysierte Gerhard Hofbauer ausführlich die Rückmeldungen der Teilnehmenden am Online-Dialog über elf multimediale Präsentationen der Studierenden der Fachhochschule NRW Köln zum Thema „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“ (siehe WORKOUT 2). Über die Ergebnisse wird hier kurz berichtet. Das Gesamtergebnis wird n.M. publiziert. Bei Interesse wenden Sie sich gern an „Polyästhetische Bildung International“ über unseren Kontakt-Link.
Zusätzlich zur hauptsächlichen forschenden Frage, welche Eindrücke die präsentierten Beiträge hinterließen, wurde das Antwortmaterial einer inhaltlich und sprachlich strukturellen Analyse unterzogen und führte zu Aufschlüssen, was und wie ästhetisch reflektiert wurde.
Das Thema „In den Künsten zeigen, wie Natur berührt“ bearbeitet die Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung seit 2019. Die Gesamtdarstellung finden Sie (unten) im Web-Beitrag „Timeline…“ Unmittelbarer Anlass für den Online-Dialog sind die multi-medialen Beiträge der Studierenden der Gakugei University Tokyo (siehe WORKOUT 1).
Methodisch folgt die Analyse wesentlichen Ansätzen Philipp Mayrings qualitativer Inhaltsanalyse[1], reflektiert an einem Überblick von Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. [2] Das Datenmaterial wurde aus den Rückmeldungen über den Chat der Videositzung extrahiert.
Die Zahl der antwortenden Teilnehmer*innen war insgesamt 34, davon studentisch 29, nicht studentisch 5. Die Anzahl der gegebenen Rückmeldungen beträgt 137. Alle Beiträge sind im Ergebnisbericht anonymisiert. Der Median und Mittelwert an Antworten beträgt jeweils 4. Das Verteilungsbild erscheint weitgehend homogen (siehe Abbildung 2 aus dem Ergebnisbericht).
Der soziokulturelle Hintergrund der Studierenden ist das Studium im Teilbereich Ästhetische Bildung im Kontext einer Ausbildung zu sozialen Berufsqualifikationen in den Lehrveranstaltungen „Den Alltag in Szene setzen“ und „Natur als Ort der Ästhetischen Bildung“ von Prof. DDr. Dietmar Jürgens.
Wie viele Rückmeldungen jede der elf Präsentationen erhielt, zeigt Abbildung 4 aus dem Endbericht, vertikal die Anzahl der Rückmeldungen, horizontal die Beiträge 1 bis 11. Auch diese Verteilung fällt moderat aus, der Mittelwert ist 12,5 und der Median beträgt 12.
Abb. 2: Grundmenge an Antworten je Teilnehmer*in Abb. 4: Anzahl an Rückmeldungen für jeden der elf Beiträge
Kategoriensystem
Die Inhaltsanalyse orientierte sich an der zentralen Frage „Welche Eindrücke hinterließ die Präsentation eines jeden Gruppenergebnisses bei den anderen Teilnehmenden?“
Formale Strukturierung der Daten führte zur Kategorisierung in Pädagogisches, Gestaltung, Wirkung, Inhalt, Reflexion und Externes. Die Kategorien Reflexion und Externes ergaben auch Aufschlüsse hinsichtlich des Kontexts gegebener Antworten.
Abbildung 5 aus dem Endbericht zeigt quantitativ, wie viele Passagen (vertikal) welchen Kategorien (horizontal) im Prozess der Codierung zugeordnet wurde. Der Mehrfachbezug auf 2-3 Kategorien, der sich aus etlichen Passagen ergab, ist im Endbericht ausgewiesen. (s. rechts: Abbildung 5, Verteilung der Zahl an Rückmeldungen auf die sechs Kategorien)
Erstellung von Subkategorien
Im zweiten, kritischen Durchlauf der Analyse drängte sich eine Untergliederung der 4 Kategorien Gestaltung, Wirkung, Inhalt und Reflexion durch Subkategorien auf:
Gestaltung wurde in eine technische und eine ästhetische Untergruppe differenziert. In der Kategorie Wirkung wird zwischen kognitiv und sinnlich-ästhetischen Rückmeldungen unterschieden, in der Kategorie Inhalt zwischen Sachinhaltlichem und Ideologischem, in der Kategorie Reflexion zwischen rationalisierenden, ethisch-moralischen und psychophysischen Formulierungen.
Dieser Schritt kann als hoch effizient betrachtet werden, weil sich deutliche Qualitätsmerkmale der Rückmeldungen abzeichnen, wie zusammenfassend beschrieben und in Abbildung 8 aus dem Endbericht ablesbar ist.
Die codierten Passagen zu ästhetischen Momenten der Gestaltung betragen mehr als das Fünffache jener zu technischen Aspekten. Sinnlich-ästhetische Wirkung erhält doppelt so viele Zuordnungen wie kognitive Wirkungsaspekte. Hingegen überwiegen nahezu doppelt so viele Zuordnungen zu Sachinhaltlichem gegenüber ideologischen Inhaltsaspekten. Auch in der Kategorie Reflexion betragen die als rational codierbaren Passagen nahezu gleich viel wie die beiden Unterkategorien ethnisch-moralisch und psychophysisch zusammen.
Abbildung 8: Summen der den Subkategorien zugeordneten Passagen aus den Rückmeldungen
Was sich daraus klar ablesen lässt:
Ästhetischer Kontext überwiegt eindeutig gegenüber anderen Zusammenhängen. Wie weit dieses Ergebnis dem Faktum zuzuschreiben ist, dass die Lehrveranstaltungen im Fachbereich „Ästhetische Bildung“ angesiedelt sind oder der Gestaltung und Wirkung der präsentierten Beiträge, lässt sich daraus nicht ableiten. Jedenfalls gilt: Ästhetisches bewegt, berührt.
Ob sich diese Rückmeldungen zu „Ästhetischem“ nun auf mediale Gestaltung beziehen oder auf deren inhaltliche Botschaften, wie auf das Moment, „wie Natur berührt“, wird im letzten, umfangreichen Abschnitt des Endberichts untersucht und erörtert. Um die Sinninhalte der Rückmeldungen zu erhalten, schließt sich an jede Textzusammenfassung eine (im weiteren Sinne semantische[3]) Sprachanalyse nach Wortkategorien an, auf die ebenfalls interpretativ verwiesen wird.
Details dazu übersteigen die Möglichkeiten einer Kurzdarstellung. Doch einen Verweis auf das temporär bereitgestellte Analysematerial können wir anbieten. Tabelle 2 (siehe unten) aus dem Endbericht zeigt einen Ausschnitt der pdf-Datei[4], die sich zwecks Lesbarkeit beliebig vergrößern lässt.
Weiterführende Impulse
Selbstverständlich erschiene es als lohnend, auch die japanischen Beiträge einer Art Medienanalyse zu unterziehen und die deutschen Beiträge auf nachvollziehbare Spuren aus den japanischen Anregungen zu untersuchen. Bis hin zu Fragen möglichen Kulturtransfers ergäben sich daraus weitere Forschungsaspekte, die der Polyästhetik auf Grund ihrer Interdisziplinarität nicht fremd sind. Jedenfalls haben die japanischen Studierenden schon nach der Veröffentlichung der deutschen Ergebnisse nachgefragt, um der medialen Reflexion auf ihre eigenen Arbeiten nachzuspüren. Im Grunde genommen könnte man von einer modernen Form eines „hermeneutischen Zirkels“ sprechen, was sich in diesem procedere ergab und noch ergeben wird.
[1] Mayring, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 11. Aufl. Weinheim: Beltz, 2010 (Beltz Pädagogik).
[2] Friebertshäuser, Barbara; Langer, Antje; Prengel, Annedore (Hg.): Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. 3. Aufl. Weinheim: Juventa, 2010 (Juventa-Handbuch).
[3] Vgl. ebd., S. 94–95.
[4] www.paeb.org/files/dialog2022/Dialog_2022_Datenanalyse_Sammler.pdf
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Gerhard Hofbauer, (C) 2022
Workout 4 (Tokio): In den Künsten zeigen, wie Natur berührt.
WORKOUT 4 zu "In den Künsten zeigen, wie Natur berührt": Weiterführungen der Thematik im Jahr 2022.
Der Dekan und Professor der Musikpädagogik an der japanischen Universität Gakugei in Tokio referierte zu "Creative Interactions in Polyaesthetic Video Processes" über die Projektarbeit am Kongress "Creative Interactions 2022" an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst München. (Link zum -> English handout)
Japanische Studierende antworteten auf die Präsentationen der ihrer Studienkolleg*innen in Köln. Wir veröffentlichen -> ein Beispiel, wie sich ein interkultureller Dialog entwickelt.
Am Polyästhetik-Symposium EROS und THANATOS im Oktober 2022 in Salzburg werden Kinder und Jugendliche selbst komponierte Songs zur Thematik präsentieren. Ebenso präsentieren wir weitere künstlerische und wissenschaftliche Beiträge zum Thema. (Siehe Programm des Symposiums)